Auf der Suche nach dem echten American Sound höre ich Wüstenmusik, geflügelte Worte und Katastrophenmeerschweinchen, mir platzt das Coronavirus mit lauter Stille hier rein und ich platze voll in die Anbahnung einer Vogel-Romanze auf der Golden Gate Bridge. Klanglich auf die Sprünge helfen mir die Lärmforscherin Erica Walker und der Reise- und Musikspezialist Jochen Schliemann. Na denn man tau:
Die Gäste dieser Podcastfolge
Dr. Erica Walker ist Umweltepidemiologin an der Universität Boston. Dort hat sie das Community Noise Lab gegründet, das sich Lärm mit Hilfe von Bürger*innen und Wissenschaftlern verschiedener Forschungsfelder vorknöpft. Dazu gehört auch die von Erica mitentwickelte App Noise Score.
Jochen Schliemann macht zusammen mit Michael Dietz den Podcast “Reisen Reisen” und hat außerdem eine lange berufliche Reise als Musikjournalist hinter sich (tja, Jochen, was kokettierst du auch so mit deinem Alter!). Obendrauf legt er noch seinen Roman “P – Trauriges Reisen“.
Lärm versus Geräusch
Ach, jetzt wollt ihr aber mal sehen, was ich für das Kapitel über Sirenen in dem Buch “USA 151” fotografiert habe?
Was in Boston so los laut ist: Aus Erica Walkers Arbeit stammt diese Noise Score-Karte. Obendrauf gibt es echt amerikanische Großstadtklänge, nämlich die Urban Sound Bites.
Und das sagen diverse Wissenschaftler*innen dazu, wie sich die Corona-Pandemie nun auf die Lärmkulisse in den US-Städten auswirkt.
Kontrastprogramm: Audio-Postkarten aus dem Yellowstone National Park.
Musik aus der Wüste
Reiserouten an Sounds festmachen? Das Album “Joshua Tree” der irischen Band U2 hat Jochen Schliemann dazu inspiriert, in die Wüste zu reisen. Da ist er nicht der Einzige, wie dieser Artikel nahelegt.
Das Autogepiepse, das Jochen angesichts seiner Roadtrips so sehr mit den USA verbindet, hat er am Anfang des Albums “Songs for the Deaf” von den Queens of the Stone Age gehört. Deren Sänger Josh Homme wurde in Joshua Tree geboren und spielte zunächst in der Band Kyuss, die als Usprung des Genres stoner rock gilt. Beide Bands sind eng verbunden mit der amerikanischen Wüste und mit einem Studio namens Rancho de la Luna am Rande des Joshua Tree National Parks. Hier gibt es dazu schöne Einblicke.
Vogelgezwitscher
Die Corona-Einschränkungen haben birdwatching noch beliebter gemacht, als es eh schon war (das sagt z. B. auch dieser Artikel in der NY Daily News). Zwischen dem 1. März und dem 31. Mai 2020 haben Bürger*innen mehr als 100.000 Tonaufnahmen von Vögeln in die Mcaulay Library der Cornell University hochgeladen (zum Vergleich: darin sind heute insgesamt 750.000 Vogelgesänge, und bis die ersten 100.000 erreicht waren, hat es 70 Jahre gedauert).
Hier könnt ihr nachlesen, was Elizabeth Derryberry und Jennifer Phillips über den Einfluss der Corona-bedingten Stille auf der Golden Gate Bridge auf die Lieder der Dachsammer herausgefunden haben. Einen der zehn Gesänge dieser Vogelart führt euch dieses Video vor.
Und zum Schluss noch was Schönes aus Hawaii: Ein Vogelkonzert während der Morgendämmerung im Hawai’i Volcanoes National Park.