Podcast

Hier gibt’s einen Überblick über den Notizen aus Amerika-Podcast: Hör direkt rein in ausgewählte Folgen aus den Bereichen Natur & KlimaEssen & TrinkenGesellschaft & Kultur.

Notizen aus Amerika ist ein Podcast über Menschen und Ideen aus den USA. Abonnieren kannst du ihn in der Podcast-App deines Vertrauens (hier findest du dazu ein paar Links). Die neueste Folge findest du außerdem immer auf der Startseite.

Natur & Klima

Amerikas Küsten
Darum geht’s:

Traumstrand, Steilküste, Salzmarsch: Das ist nur der Anfang. An den US-Küsten begegne ich dem Weißen Hai und dem Weltuntergang, einem Hollywoodstar in Handschellen und einer Aberglauben-resistenten Millionenyacht, und ich höre dem Fischer Mark Phillips zu, den ich auf seinem Boot besuchen durfte. Eins schwappt mit jeder Welle in den Podcast: die Frage, was der ansteigende Meeresspiegel für die Menschen in den amerikanischen Küstenorten bedeutet.

Interviewgast:

Mark Phillips, Fischer. Heimathafen: Greenport im Bundesstaat New York.

Mark Phillips
Shownotes
Kivalina und der Klimawandel

Wie im Podcast erwähnt gibt es jede Menge Veröffentlichungen über Kivalina, zum Beispiel dieses Buch, dieser Film oder dieser Foto-Essay.

Eine Fallstudie der US-Regierung zeigt die Veränderungen durch die Klimakrise in Kivalina. Über die Menschenrechtsklage bei der Uno könnt ihr hier mehr lesen.

Das Problem beschränkt sich nicht auf entlegene Dörfer in Alaska. An den Küsten von Louisiana sind schätzungsweise 1,2 Millionen Menschen von Überschwemmungen bedroht. Die ersten Klimaflüchtlinge des Bundesstaats kommen von der Isle de Jean Charles.

Fischerei vor den US-Küsten

Die US-Behörden geben im Netz einen Überblick über den Rahmen, mit dem sie eine Überfischung verhindern wollen. Und so fällt der aktuelle Report der Fischbestände in den USA für das Jahr 2020 aus.

Das Artensterben im Meer ist ein verflixt komplexes Thema, bei dem noch viele Fragen offen sind. Eine davon ist das Ausmaß von industrieller Fischerei auf den Weltmeeren. Dieses coole Datenprojekt liefert zumindest einen Einblick.

Und wenn ihr wissen wollt, wie die Tintenfische aussehen, die Mark fängt: So ungefähr.

Traumstrände, Albtraumstrände

Wälle helfen nicht gegen Erosion, ganz im Gegenteil: In Hawaii verschwinden die herrlichen Sandstrände. So sieht das aus.

Lösungsansätze für Orte in Kalifornien, die von Küstenerosion bedroht sind – und die schwierigen Fragen drumherum.

Aus wissenschaftlicher Sicht erklärt die US-Weltraumbehörde Nasa, wie sie unter anderem mit Hilfe von Satelliten den ansteigenden Meeresspiegel beobachtet und was damit einhergeht.

Mehr Geschichten aus der Natur? Dann hör doch die Folge “Die Great American Outdoors: Nationalparks, Natur … und diese Aussicht”

Hollywoodstar in Handschellen

Die Schauspielerin Jane Fonda setzt sich vehement für Klimaschutz ein – und lässt es dabei auf eine Verhaftung ankommen. So hat sie dann bei der Verleihung des britischen Filmpreises Bafta im Jahr 2019 für Aufsehen gesorgt.

Mit welchen Forderungen Jane Fonda die Politiker*innen in Washington konfrontiert, könnt ihr auf der Website ihrer Fire Drill Fridays nachlesen. Über ihre Haltung in puncto „Hinternhochkriegen“ hat sie gerade erst in der US-Ausgabe des „Guardian“ geschrieben. Die Überschrift ist das Zitat, das ich im Podcast verwendet habe.

Noch mehr Ideen für den Klimaschutz und gegen Klimawandel-Folgen?

Die Universität Harvard zieht ihr Vermögen aus Investments ab, die auf fossilen Energien beruhen.

Bollwerke gegen den Sturm? Oder doch besser Renaturierung? So beschreibt die US-Regierung, wie sich die Maßnahmen gegen Erosion mit zunehmendem Wissen geändert haben.

Hai-Alarm!

Der International Shark Attack File der Universität Florida hält die weltweite Zahl der Haiangriffe fest.

Wie sich „Der Weiße Hai“ auf die Haie vor der US-Ostküste auswirkte, könnt ihr hier nachlesen.

Und natürlich …

Key Lime Pie Forever!

Die Great American Outdoors
Darum geht’s:

Canyons und Coyoten, Geysire und Grizzlybären: Bis heute gelten die Nationalparks als “Amerikas beste Idee”. Woher kommt die eigentlich? Gibt es auch Nachteile? Und wie sorgen die USA dafür, dass wir weiterhin die schönsten Ecken des Landes genießen können? Auf der Suche nach Antworten stoße ich unter anderem auf die Buffalo Soldiers, einen imaginären Apfelkompost und das Instagram des 19. Jahrhunderts. Interviewgäste sind die Navajo-Wanderführerin Angel Tadytin und die Kulturgeografin Carolyn Finney.

Interviewgäste:

Angel Tadytin ist Navajo-Frau und am Marble Canyon in Arizona aufgewachsen. Auf ihren Instagram-Profil findet ihr viele Eindrücken von ihren sportlichen Wanderungen, oft mit Frauengruppen, die sie über die Organisation Women Who Hike organisiert. Kürzlich hat sie zudem Adventurous Natives gegründet: Auf Instagram zeigen Angehörige der indigenen Völker Amerikas, was sie draußen erleben.

Carolyn Finney ist Kulturgeografin, Autorin und Storyteller. Acht Jahre lang saß sie im Beirat des National Park Service. 2014 hat sie das Buch „Black Faces, White Spaces – Reimagining the Relationship of African Americans to the Great Outdoors“ veröffentlicht. Im Podcast sprechen wir auch über ihren “Guardian”-Artikel namens “The Perils of Being Black in Public“. Wenn ihr Carolyn Finney auch mal sehen möchtet, empfehle ich diesen TedX-Talk von Februar 2020.

Shownotes
Der Ursprung: Vorschau auf mein neues Buch!

Eine halbe Seite über Nationalparks … als eines von 151 Kapiteln, von denen ich 76 geschrieben und viele fotografiert habe. “USA 151” von Kai Blum und mir (!!) erscheint am 7. Oktober 2020. Hier gibt’s die Vorschau mit dem Verzeichnis aller 151 Themen und einigen Probekapiteln.

Geschichte und Geschichten rund um die Nationalparks

Nationalparkgeschichte in persönlicher Form bietet Shelton Johnsons Podcast über die Buffalo Soldiers. Darin verkörpert Johnson den Sergeant Elizy Boman, der 1903 und 1904 im Yosemite National Park Patrouille ritt.

Die Karten für so gut wie alle Skigebiete in den USA stammen aus einer Hand, nämlich von James Niehues.

Bilder und Infos von drei Nationalparks, die im Podcast mehrfach vorkommen:

Die beiden Natur-Bücher aus dem 19. Jahrhundert, die heute noch viele Menschen lesen:

Bilder der Hudson River School, deren Maler und Malerinnen die Natur abfeierten, und ein Stück von deren Geschichte findet ihr hier.

Land Recognition

Eine Möglichkeit, mit der Geschichte des Landes umzugehen, ist land recognition. Das Native Governance Center hat dazu letztes Jahr eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen verschiedener indigener Völker abgehalten und daraus diesen Leitfaden entwickelt.

Ein Beispiel dafür, wie das Ergebnis aussehen kann, seht ihr auf der Website der Northwestern University in der Nähe von Chicago.

Wer soll das bezahlen? – Naturschutz, große Ideen und das Kleingedruckte

Jedes Jahr hält der National Park Service seine Ausgaben und Einnahmen nach und schätzt ein, wieviel Geld er braucht, um die Naturschutzgebiete und historischen Stätten zu erhalten – wie in diesem aktuellen Haushalt.

Eine Studie des National Park Service und des Innenministeriums hat 2014 Besucher*innen-Daten mit der allgemeinen Bevölkerung (Daten aus der Volkszählung 2010) verglichen. Darin entspricht so gut wie nichts der Verteilung in der Bevölkerung.

Gelder für Nationalparks und andere Natur- und Freizeiteinrichtungen der USA schreibt der Great American Outdoors Act fest, der im Juni 2020 verabschiedet wurde. Hier gibt es das Gesetz im Wortlaut.

So klingt Amerika
Darum geht’s:

Auf der Suche nach dem echten American Sound höre ich Wüstenmusik, geflügelte Worte und Katastrophenmeerschweinchen, mir platzt das Coronavirus mit lauter Stille hier rein und ich platze voll in die Anbahnung einer Vogel-Romanze auf der Golden Gate Bridge. Klanglich auf die Sprünge helfen mir die Lärmforscherin Erica Walker und der Reise- und Musikspezialist Jochen Schliemann.

Interviewgäste:

Dr. Erica Walker ist Umweltepidemiologin an der Universität Boston. Dort hat sie das Community Noise Lab gegründet, das sich Lärm mit Hilfe von Bürger*innen und Wissenschaftlern verschiedener Forschungsfelder vorknöpft. Dazu gehört auch die von Erica mitentwickelte App Noise Score.

Jochen Schliemann macht zusammen mit Michael Dietz den Podcast “Reisen Reisen” und hat außerdem eine lange berufliche Reise als Musikjournalist hinter sich (tja, Jochen, was kokettierst du auch so mit deinem Alter!). Obendrauf legt er noch seinen Roman “P – Trauriges Reisen“.

Shownotes
Lärm versus Geräusch

Ach, jetzt wollt ihr aber mal sehen, was ich für das Kapitel über Sirenen in dem Buch “USA 151” fotografiert habe?

Sirens - das Sirenen-Foto aus dem Buch USA 151

Was in Boston so los laut ist: Aus Erica Walkers Arbeit stammt diese Noise Score-Karte. Obendrauf gibt es echt amerikanische Großstadtklänge, nämlich die Urban Sound Bites.

Und das sagen diverse Wissenschaftler*innen dazu, wie sich die Corona-Pandemie nun auf die Lärmkulisse in den US-Städten auswirkt.

Kontrastprogramm: Audio-Postkarten aus dem Yellowstone National Park.

Musik aus der Wüste

Reiserouten an Sounds festmachen? Das Album “Joshua Tree” der irischen Band U2 hat Jochen Schliemann dazu inspiriert, in die Wüste zu reisen. Da ist er nicht der Einzige, wie dieser Artikel nahelegt.

Das Autogepiepse, das Jochen angesichts seiner Roadtrips so sehr mit den USA verbindet, hat er am Anfang des Albums “Songs for the Deaf” von den Queens of the Stone Age gehört. Deren Sänger Josh Homme wurde in Joshua Tree geboren und spielte zunächst in der Band Kyuss, die als Usprung des Genres stoner rock gilt. Beide Bands sind eng verbunden mit der amerikanischen Wüste und mit einem Studio namens Rancho de la Luna am Rande des Joshua Tree National Parks. Hier gibt es dazu schöne Einblicke.

Vogelgezwitscher

Die Corona-Einschränkungen haben birdwatching noch beliebter gemacht, als es eh schon war (das sagt z. B. auch dieser Artikel in der NY Daily News). Zwischen dem 1. März und dem 31. Mai 2020 haben Bürger*innen mehr als 100.000 Tonaufnahmen von Vögeln in die Mcaulay Library der Cornell University hochgeladen (zum Vergleich: darin sind heute insgesamt 750.000 Vogelgesänge, und bis die ersten 100.000 erreicht waren, hat es 70 Jahre gedauert).

Hier könnt ihr nachlesen, was Elizabeth Derryberry und Jennifer Phillips über den Einfluss der Corona-bedingten Stille auf der Golden Gate Bridge auf die Lieder der Dachsammer herausgefunden haben. Einen der zehn Gesänge dieser Vogelart führt euch dieses Video vor.

Und zum Schluss noch was Schönes aus Hawaii: Ein Vogelkonzert während der Morgendämmerung im Hawai’i Volcanoes National Park.


Essen & Trinken

Thanksgiving
Darum geht’s:

So schön klingt die Geschichte vom fröhlichen Erntedankfest der Siedler*innen der Mayflower mit den hilfreichen Wampanoag. Wahr ist daran aber fast nichts. Auf der Suche nach dem Ursprung des wichtigsten Familienfeiertags versinke ich erst mal im Zuckerguss, der über der amerikanischen Kolonialgeschichte klebt. Ich stoße auf ein Massaker, aber auch auf einen wichtigen politischen Schritt, um gesellschaftliche Spaltung in den USA zu überwinden. Das wird ein Ritt! Unterwegs entdecke ich die Top-Influencerin des 19. Jahrhunderts und die Tücken des Truthahnbratens, und all das mache ich natürlich nicht alleine. Zu Gast sind diesmal der Mashpee Wampanoag-Kulturhistoriker Darius Coombs und eine Expertin für die amerikanische Küche, Gabi Frankemölle.

Interviewgäste:

Darius Coombs, Cultural Outreach Coordinator im Department of Education bei den Mashpee Wampanoag. Mehr über seine Arbeit und über die Wampanoag seht ihr in diesem Video.

Gabriele Frankemölle bloggt darüber seit mehr als 20 Jahren bei USA kulinarisch über die amerikanische Küche. Mit ihr zusammen habe ich gerade das Buch “American Christmas” geschrieben, da könnt ihr euch von Thanksgiving bis Neujahr durchfuttern und -schmökern.

Shownotes
Was beim “First Thanksgiving” 1621 passierte

Na, das hört ihr euch mal besser im Podcast an, hier gibt’s die weiterführenden Infos. 🙂 Die historischen Quellen für die Zeit direkt nach der Ankunft der so genannten Pilgerväter im Gebiet der Wampanoag: „Mourt’s Relation“ und „Plimouth Plantation“, die es auch online zu lesen gibt. Daraus geht übrigens auch hervor, dass bei dem Erntefest von 1621 mindestens doppelt so viele Wampanoag dabei waren wie englische Siedler*innen. Einen ausführlichen Artikel über die Geschichte mit dem aufgespießten Kopf gibt es bei der New England Historical Society.

Im Podcast hilft mir Darius Coombs dabei, die Geschichte dieses Treffens aus der Sicht der Wampanoag zu verstehen. Auf der Website seiner Gemeinde (und in dem schon erwähnten Video) erfahrt ihr mehr über ihre Lebensweise.

Jau, die gibt’s noch! Eine gute Quelle für aktuelle News der indigenen Völker Nordamerikas ist das Magazin “Indian Country Today“. Dort räumt die Redaktion auch alle Jahre wieder mit dem Mythen rund um Thanksgiving auf.

So langsam ändert sich auch etwas im Schulunterricht über Thanksgiving. Über die Epidemie unter den Wampanoag könnt ihr zum Beispiel in diesem Video erfahren, Teil einer PBS-Serie für Schulklassen.

Wie Thanksgiving zum Feiertag wurde

Über die Rolle von Sarah Josepha Hale bei der Entstehung des Thanksgiving-Feiertags könnt ihr im Time Magazine mehr lesen; bei der Pilgrim Hall gibt es außerdem ein PDF-Porträt von Sarah Josepha Hale, das auch Abbildungen der Modebilder aus ihren Magazinen enthält.

Thanksgiving-Veranstaltungen in Plymouth

Die United American Indians of New England richten seit den 1970er Jahren den National Day of Mourning aus – das bedeutet: Nationaltrauertag. Auf deren Website findet ihr auch die Rede, die Wamsutta Frank James beim 350. Jahrestag des „ersten Thanksgiving“ halten wollte.

Inzwischen versucht auch das Plimoth Patuxet Museum, über die Hintergründe von Thanksgiving aufzuklären. Und so sieht es bei den großen Thanksgiving-Feierlichkeiten in Plymouth aus.

Truthahnbraten und andere Schwierigkeiten

Die Herausforderung, einen fast 15 Kilogramm schweren Thanksgiving-Truthahn zuzubereiten, hat Gabi Frankemölle auch in ihrem Blog “USA kulinarisch” festgehalten – mit Beweisfotos, versteht sich.

Extratipp: Gabi und ich treffen uns bei einem Livestream zum Backen. Das ist dann keine Thanksgiving-Küche, sondern wir backen amerikanische Weihnachtsplätzchen. Und zwar am 28.11. um 17 Uhr deutscher Zeit – hier der Link dazu. Das Video könnt ihr euch auch noch später auf der Facebook-Seite von Notizen aus Amerika angucken.

Kuhkultur
Darum geht’s:

Steak, Burger, Grillduft: Das fällt vielen als Erstes beim Thema Kühe und USA ein. Zu Recht! Auf dem Weg vom Rindfleisch zurück zum quietschlebendigen, aber bockenden Bullen geht’s quer durch die amerikanische Kultur. Da begegnen wir Wildwest-Gestalten, glücklich grasenden Kühen und einer Umarmungsmaschine, wir kauen an Rindfleisch-Klimafolgen und der veganen Frage und landen irgendwie beim Gender Pay Gap –mitten in der Rodeo-Arena. Mein Interviewgast ist Lari Dee Guy, eine Profi-Rodeoreiterin mit 44 Jahren Erfahrung in diesem Sport.

Interviewgast:

Lari Dee Guy, Profi-Rodeoreiterin, Roping-Coach und Pferdetrainerin

Lari Dee Guy tritt auf Rodeos beim Roping an – dabei muss sie mit ihrem Pferd so schnell wie möglich ein Kalb mit einem Lasso einfangen. Auf der Website von Lari Dee Guy gibt es prima Fotos davon, wie das aussieht – zum Beispiel dieses. Auf der Ranch ihrer Familie in Abilene (Texas) bildet sie außerdem Pferde für diesen Sport aus, den sie seit mehr als 40 Jahren betreibt.

Shownotes
Was im Burger steckt: Schlachtrinder in den USA

Die meisten Schlachtkühe in den USA verbringen rund die Hälfte ihres Lebens auf der Weide – und danach werden sie in sogenannten feedlots gemästet. Den Unterschied zwischen Weide und feedlot beschreibt dieser Artikel von 2011 im “Atlantic” schön anschaulich.

Diesen Unterschied betonen auch Firmen, die das teure, “100% grass fed”-Rindfleisch verkaufen – also Fleisch von Kühen, die ihr ganzes Leben auf der Weide verbracht haben. Hier ein Beispiel, wie die Nachteile der Feedlots als Werbeargument funktionieren.

Tierschutz und die Story der Tierwissenschaftlerin Temple Grandin

Auf der Ranch werden Rinder manchmal in einen squeeze chute geschickt, und das hat Temple Grandin schon als Teenager fasziniert. Warum, das habt ihr im Podcast ja gehört. In diesem Video-Ausschnitt aus einem Film über die Tierwissenschaftlerin könnt ihr sehen, wie ein squeeze chute funktioniert – und auch die hug machine (Umarmungsmaschine), die Grandin sich gebaut hat.

Einige von Temple Grandins Vorgaben für Tierschutz-Kontrollen und Verbesserungen auf Schlachthöfen gibt es auch in der deutschen Übersetzung. Jede Menge Material über ihre Ansichten zum Thema Autismus findet ihr hier.

Wie Rindfleischproduktion zur Klimakrise beiträgt

Kurz gesagt: Rinder rülpsen Treibhausgas aus, auch was hinten raus kommt schafft Probleme, außerdem wirkt sich der riesige Landverbrauch für den Anbau von Mastfutter und für Weideflächen negativ aus, vom Wasserverbrauch ganz zu schweigen.

Eine übersichtliche Zusammenfassung über den Zusammenhang von Rindfleisch und Klimakrise bietet dieser Artikel des World Resources Institute. Die Einrichtung befasst sich unter anderem mit der Frage, wie eine nachhaltige Ernährung der ganzen Welt aussehen könnte.

2018 haben die Klimaforscher Joseph Poore und Thomas Nemecek 40 Lebensmittel auf ihren Treibhausgas-Ausstoß untersucht. Rindfleisch belegt in dieser Studie den Spitzenplatz.

Wenn euch speziell die Sache mit den Treibhausgasen interessiert: Im Magen von Wiederkäuern wie Kühen und Schafen entsteht Methan. Dieses Treibhausgas ist zigmal wirksamer als CO2 dabei, die Erdatmosphäre abzudichten und damit unsere Welt immer heißer zu machen. Methan baut sich aber auch schneller wieder ab. Deshalb könnte es sich relativ schnell bemerkbar machen, wenn weniger Methan in die Atmosphäre aufsteigt. Über Ideen, wie das – abgesehen vom simplen Verzicht auf Rind- und Lammfleisch – zu schaffen sein könnte, mache ich bald eine Extrafolge.

Rodeo gestern und heute

Frauen sind nicht erst seit gestern beim Rodeo aktiv. Im Podcast erzähle ich unter anderem die Geschichte von Bronc-Star Bonnie McCarroll. Hier wie versprochen die extrem gruselige Beschreibung des Rodeo-Unfalls von 1929 im Magazin “True West”, bei dem ein bockendes Pferd McCarroll tödlich verletzte. Auf der Website findet ihr auch das spektakuläre Bild, das der Fotograf Walter S. Bowman 14 Jahre zuvor aufnahm: Es zeigt Bonnie McCarroll mitten in einem Sturz.

Heute sind viele Rodeo-Reiterinnen – auch Lari Dee Guy – in der Women’s Professional Rodeo Association organisiert. Der Frauen-Rodeo-Verband setzen sich unter anderem dafür ein, dass es bei den wichtigen Rodeo-Meisterschaften in Las Vegas mehr als nur einen einzigen Wettbewerb für Frauen gibt.

Die Kosten des Sports sind für Frauen und Männer gleich. In der “Idaho Press” wird das ganz gut beschrieben.

Essen fürs Klima – Das könnt ihr bewirken

Meatless Monday: Die Johns Hopkins-Universität hat untersucht, welche Folgen es hätte, wenn alle Menschen der Welt einmal pro Woche kein Fleisch äßen. Hier gibt’s die Ergebnisse.

Ich find’s ja immer besser, herauszufinden, was ich Positives tun könnte, statt drauf zu gucken, was ich alles nicht machen soll. Also hab ich gefragt: Was sollen wir denn essen, um sowohl dem Klima als auch unserer Gesundheit etwas Gutes zu tun? Kurz gesagt: vor allem Pflanzen. Wie flexibel das ausfällt, zeigt diese Grafik der „Planetary Health Diet“ der EAT Lancet Commission. Diese Gruppe besteht aus internationalen Expert*innen für Gesundheit, Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Politikwissenschaft.

Auch unter den Fleischsorten zeigen sich unterschiedlich starke Auswirkungen auf die Erderwärmung. Wie das aufs Kilo gerechnet ausfällt, könnt ihr euch in dieser Tabelle bei Our World in Data anschauen. Rindfleisch steht mit Abstand vorn, gefolgt von Lamm, dem Fleisch von Milchkühen und … Garnelen!

Die Grafik könnt ihr auch umstellen auf die Klimafolgen je 100g Eiweißgehalt – viele Leute schauen bei der Ernährung ja sorgenvoll aufs Protein. Tofu macht demnach nicht viel aus in puncto Erderwärmung, Tomaten allerdings schon. Aber wer isst Tomaten denn wegen ihres Proteingehalts?

Food Waste
Darum geht’s:

Lebensmittelreste gehören nicht auf die Müllkippe. Das ist mir klar, seit ich für die neueste Folge von Notizen aus Amerika recherchierte. Wollt ihr auch darüber staunen, was aus Kartoffelschalen, Matschtomaten und Biermaische werden kann (und was Letzteres überhaupt ist)?

Interviewgäste:

Chris Noble leitet zusammen mit Harry Cohen die Firma Natural Upcycling, die Lebensmittelabfall weiterverwertet. Ein Teil davon kommt auf große Kompostieranlagen und wird zu Humus. Und die Biogasanlagen der Firma wandeln Lebensmittelabfall in Energie um (mehr zu dieser Technologie in den Shownotes).

Sophia Hoffmann ist Köchin und Autorin mehrerer Kochbücher, zuletzt “Zero Waste Küche“. Sophia kocht bei Isla Coffee in Berlin und wird 2021 ein eigenes Restaurant namens HAPPA eröffnen. Auf Sophias Website findet ihr aktuelle Veranstaltungen und Workshops und auch ein paar Rezepte, zum Beispiel die Brotlinge, die ich in der Episode erwähne. So praktisch, so lecker!

Shownotes

Reduce, Reuse, Recycle. Mit diesem Sprüchlein trennen wir in den USA unseren Müll. Und all das machen clevere Menschen hier mit übrig gebliebenen Lebensmitteln: Sie finden Wege, auch Kräuterstiele und Rinderknochen zu verwenden oder sie kochen mit Resten, sie verkaufen krummes Gemüse im Abo oder bringen Supermarktreste zur Food Bank (Tafel), sie kompostieren oder betreiben mit dem Müll eine Biogasanlage, sie knöpfen sich das Mindesthaltbarkeitsdatum oder Vorschriften für Güteklassen vor.

So viele Ideen gegen Food Waste!

Wie würdet ihr food waste oder zero waste auf Deutsch sagen: Lebensmittelmüll? Lebensmittelabfall? Lebensmittelverschwendung? Null Müll? Vermeiden ist das Stichwort! Die Idee mit den Tabletts, von der ich gegen Ende des Podcasts erzähle, habe ich von ReFED. Die Organisation fasst wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen, mit denen sich Lebensmittelmüll und Lebensmittelverschwendung verringern lassen – und bewertet, wie sich diese Ansätze aufs Klima und auf den Geldbeutel auswirken. Das könnte ihr euch hier anschauen.

Von Kartoffelbergen und Schlangen vor der Food Bank

Bilder von den Bergen weggeworfener Kartoffeln in Idaho und einer langen (Auto-) Schlange auf dem Parkplatz vor der Lebensmittelausgabestelle einer US-Hungerhilfe-Organisation habe ich zuerst in einem Tweet von José Andrés nebeneinander gesehen. Der aus Spanien stammende US-Sternekoch macht immer wieder mit Hilfsaktionen Schlagzeilen: Nach dem verheerenden Hurrikan Maria zum Beispiel hat José Andrés für Hunderte Menschen in Puerto Rico gekocht (und später ein Buch drüber geschrieben). Derzeit liefert seine Organisation World Central Kitchen täglich rund 250.000 Mahlzeiten für von Covid-19 betroffene Menschen.

Mehr Fotos von den langen (Auto-) Schlangen vor den Lebensmittelausgabestellen bei US-Hungerhilfe-Organisationen gibt es zum Beispiel bei “Mother Jones”.

In New York gibt es viele solcher Organisationen. Meines Wissens nach die größte von ihnen ist City Harvest. Im Podcast bringt deren Arbeit – Lebensmittelabfall einsammeln und an Bedürftige verteilen – sogar Elefanten zum Tröten.

Lebensmittelmüll in Energie umwandeln

Auf Englisch, aber mit Fotos, Videos und erklärenden Grafiken: Wie anaerobic digestion (die Biogasanlage) von Natural Upcycling bei den Noblehurst Farms aussieht und funktioniert, hat die US-Umweltbehörde zusammengefasst, die den Bau der Anlage gefördert hat:
https://www.epa.gov/agstar/project-profile-noblehurst-farms

Informationen über Biogasanlagen in Deutschland findet ihr zum Beispiel beim Umweltbundesamt.

Und den Kompostkönig aus Queens hat das “New York Times Magazine” vor einer Weile porträtiert. Noch kompostiert er aber “nur” Gartenabfälle.

Schönheitswettbewerb? Perfektes und krummes Gemüse und Obst in den USA

Welche Farbe hat eine kerngesunde, reife Gurke? So was entscheidest du auf dem Feld oder in der Scheune mit Hilfe einer Farbkarte – dem Cucumber Color Comparators. In diesem Katalog (PDF) kannst du die Farbe auf S. 12 bestaunen – und viele weitere Gerätschaften.

Tech-Firmen wie Imperfect Foods verkaufen krummes Gemüse und Obst im Abo. Das hat allerdings nicht nur Vorteile.

Kreislaufwirtschaft auf dem Land (mit den idyllischen Fotos, die ich euch versprach)

Das kann doch kein Mensch essen? Auch dann müssen Reste nicht unbedingt auf die Müllkippe. Kleine Höfe, Saftläden und Brennereien in den USA entdecken die Kreislaufverwertung wieder. Dazu könnt ihr euch zum Beispiel in diesem Artikel Fotos anschauen – mit Maische aus der Brauerei im Futtertrog der Kühe.


Gesellschaft & Kultur

Die USA – das gespaltene Land?
Darum geht’s:

Spaltung, Riss, Graben: Allein nach Schlagzeilen zu urteilen sind die USA zwei verschiedene Länder geworden. Aber was soll das eigentlich heißen, gespalten? Auf der Suche nach Einigkeit lande ich in einem schlimmen Stau, in einem Friedenskreis und auf dem geistigen Niveau des Neandertalers, dann liegt mir Johnny Cash in den Ohren und plötzlich begegne ich auch noch dem schlechtesten US-Präsidenten aller Zeiten.

Interviewgäste:

Samantha Moore-Berg ist promovierte Sozialpsychologin und Forscherin am Peace and Conflict Neuroscience Lab der Universität von Pennsylvania. Auf ihrer Website fasst sie ihre aktuellen Forschungsinteressen kurz und verständlich zusammen.

Will Friedman ist President bei der Nonprofit-Organisation Public Agenda, die ursprünglich vor allem Meinungsforschung betrieben hat und inzwischen auch das Themenfeld Bürgerbeteiligung erforscht.

Polly Hyslop ist Upper Tanana River Athabascan Dineh und hat außerdem schottische Ahnen. Sie Dozentin für Indigenous Studies an der Universität Alaska in Fairbanks und Mitglied in der Indigenous Peacemaking Initiative des Native American Rights Fund.

Cheryl Demmert Fairbanks ist Tlingit und Tsimpshian und ebenfalls Mitglied in diesem Gremium. Sie ist Richterin am Nevada Intertribal Court und hat auch eine lange Karriere als Anwältin mit dem Spezialgebiet Indian Law auf dem Lebenslauf stehen.

Shownotes
Wie es tatsächlich in der amerikanischen Gesellschaft aussieht

Die Schere im Kopf: Was Anhänger*innen der demokratischen bzw. republikanischen Partei glauben, dass die jeweils anderen über sie denken – im Vergleich zu den tatsächlichen Angaben – hat die Organisation Beyond Conflict mit anschaulichen Grafiken aufbereitet.

Einige psychologische Hintergründe für ein vergiftetes Klima in der US-Gesellschaft beleuchtet diese wissenschaftliche Arbeit von Samantha Moore-Berg und zwei Kollegen.

Das Projekt Hidden Common Ground hat ein Jahr lang US-Bürger*innen mit verschiedenen Ansichten zusammengebracht und befragt oder diskutieren lassen. Das erste Thema dabei war die Spaltung an sich und wie die Menschen in den USA sie wahrnehmen. Nach dem Start hat sich Hidden Common Ground dann Themen wie Einwanderung, Gesundheitssystem, Jobchancen oder Polizeigewalt vorgeknöpft. Auf der Website findet ihr die Ergebnisse zu allen Themen.

In den USA gibt es noch so manche Initiative, die Menschen zusammenbringen will, damit sie miteinander ins Gespräch kommen. Ein Beispiel ist die Organisation Braver Angels, die außer Veranstaltungen auch Online-Kurse für bessere Kommunikation anbietet, jeweils für konservativ Eingestellte und für liberal Eingestellte. Ein weiteres Beispiel wäre die App Civi, die respektvollen Austausch in einem Online-Netz fördert. Eine richtig lange Liste mit solchen Gruppen gibt es beim International Center for Cooperation and Conflict Resolution an der Columbia University.

Ausflug in die Geschichte

Die USA haben Erfahrung mit polarisierenden Fragen in der Gesellschaft – und auch damit, wie man damit besser nicht umgeht. Die Geschichte von James Buchanan könnt ihr beim National Constitution Center nachlesen.

Das Duett von Johnny Cash mit June Carter Cash, das mir nicht mehr aus dem Kopf geht, heißt “Jackson”, und dazu gibt es auf Youtube einen Mitschnitt eines Live-Auftritts, den die beiden kurz nach der Geburt ihres Kindes hatten.

Native American Peacemaking

Bei weit mehr als 500 verschiedenen indigenen Völkern in den USA ist natürlich klar: Es gibt viele Varianten beim Peacemaking. Wenn ihr in die Hintergründe und auch einige dieser Unterschiede tiefer einsteigen möchtet, empfehle ich euch die Präsentation “The Shift: Tribal Sovereignty and Peacemaking Courts” von Cheryl Demmert Fairbanks.

Deutsche in den USA
Darum geht’s:

Vier Gäste helfen in dieser Folge herauszukriegen, wie es Deutschen in den USA ergeht, wieso sie in die USA auswandern oder wieder nach Deutschland ziehen – und was das über die USA sagt. Am Ende stellt sich heraus, dass aktuelle Fakten zur Einwanderung in den USA auch eine Menge über Deutschland sagen. Mit dabei sind die Migrationsforscherin Jeanne Batalova, die auf US-Einwanderungsrecht spezialisierte New Yorker Anwältin Hilde Holland und drei Menschen, die gerade neue Bücher über die USA veröffentlicht haben, nämlich Claudia Heuermann (“Land oder Leben”), und das Team Kai Blum und Petrina Engelke (“USA 151”). Ha, das bin ja ich!

Interviewgäste:

Kai Blum lebt in Chicago, schreibt Sachbücher und Romane und hat im Oktober mit mir zusammen das Buch “USA 151” veröffentlicht. Auf seiner Website findet ihr auch seine anderen Bücher. Außerdem bloggt Kai bei 1000 kleine Dinge in Amerika seit Jahr und Tag über die USA.

Claudia Heuermann wohnt inzwischen wieder in München und ihre Erlebnisse als Auswandererin in den USA in “Land oder Leben” festgehalten.

Hilde Holland ist Anwältin und Partnerin in der New Yorker Kanzlei Wuersch & Gehring. Sie berät seit mehr als 30 Jahren Einzelpersonen und Firmen in puncto US-Einwanderungsrecht.

Jeanne Batalova ist Migrationsforscherin beim Migration Policy Institute. Dort ist sie unter anderem verantwortlich für das Migration Data Hub, das Informationen zur Einwanderung in die USA und weltweite Wanderbewegungen aufbereitet.

Shownotes
Statistiken, Fakten und Geschichten über die USA als Einwanderungsland

Was die USA eigentlich davon haben, dass sie Menschen aus anderen Ländern anziehen, lest ihr in einem Bericht der National Academies of Sciences über die Auswirkungen von Einwanderung auf den Arbeitsmarkt, das Wirtschaftswachstum und die Steuereinnahmen in den USA. Die Studie wurde im September 2016 veröffentlicht und schaut auf die 20 Jahre zuvor.

Mehr über die spezielle Rolle von Einwanderer*innen im US-Gesundheitssystem hat Jeanne Batalova im Mai 2020 geschrieben – aus Gründen.

Durch den Podcast zieht sich ja mein naives Ansinnen, mal eben schnell herauszufinden, wie viele Deutsche eigentlich pro Jahr auswandern. Da hätte ich vielleicht besser in den USA nach “einwandern” fragen sollen, aber immerhin: Bei der Suche nach Daten aus Deutschland hab ich ja eine Menge gelernt. Für 2019 meldet das Statistische Bundesamt übrigens 10.000 Deutsche, die in die USA gezogen sind, und drumherum noch allerlei Daten über die Auswanderung. Um die Krux hinter diesen Zahlen zu verstehen, müsst ihr nu aber schon den Podcast hören, ne?

Wenn ihr nachschauen wollt, wo in den USA die meisten in Deutschland geborenen Menschen wohnen, könnt ihr das auf dieser interaktiven Karte tun – einfach “Germany” bei “country of origin” einstellen.

Zum Schluss noch zwei Links zur Geschichte von Donald Trumps Großvater, dem deutschen Auswanderer Friedrich Trump:

Wahrheit, Lüge und Internet
Darum geht’s:

Falsche Fachleute, Pseudo-Zeitungen, jede Menge Falschinformationen: Was ist denn da los in den USA? Und was machen Amerikaner*innen, um verlässliche Informationen aus dem Internet zu fischen? Das wollte ich im Podcast mal eben rausfinden. Bis ich rausfand: Mal eben, das geht gar nicht. Drei Gäste helfen uns auf dem Weg durch den Informationsdschungel: die Medienforscherin Kristy Roschke, der Kommunikationswissenschaftler Tim Levine und die Medienrechtlerin Ellen Goodman. In diesem ersten von zwei Teilen begegnen uns Marsmenschen, eine betrügerische Sonnenbank, eine renommierte Romanverschwörung … und erstaunlich viele ehrliche Leute.

Interviewgäste:

Ellen Goodman ist Juraprofessorin und Mitbegründerin des Rutgers Institute for Information Policy and Law and der Rutgers Universität in Camden (New Jersey). Derzeit forscht sie unter anderem bei der Digital Innovation and Democracy Initiative des German Marshall Fund über Desinformation.

Timothy R. Levine ist Kommunikationswissenschaftler an der Universität von Alabama in Birmingham. Er erforscht, wie Menschen einander täuschen, und hat dazu eine Theorie veröffentlicht: die Truth Default Theory.

Kristy Roschke ist Leiterin des News Co/Labs an der Arizona State University in Phoenix. Die Frage, wie wir uns in der digitalen Welt besser zurechtfinden, beackert sie sowohl im Bildungswesen als auch mit der Presse. Ihr Labor hat einen Kurs in Medienkompetenz entwickelt, der auch der Öffentlichkeit zugänglich ist.

Shownotes
Fake News, Desinformation, Fehlinformation, Propaganda: Alles gelogen im Internet?

Was zählt, ist die Absicht. Wie sie den Unterschied zwischen Desinformation und Fehlinformation bestimmt, erklärt dieses Online-Lexikon hübsch anschaulich.

Mein Gast Tim Levine ist der Ansicht: Die meisten Menschen sind ehrlich – und sie lügen nur, wenn sie einen guten Grund dafür haben. Eine Fülle von Details aus seinen Forschungsthemen findet ihr in dieser Übersicht. Zur Truth Default Theory hat Tim Levine inzwischen auch ein Buch veröffentlicht. Es heißt “Duped” (das bedeutet: reingelegt).

Hilfsmittel für den Faktencheck

Vorab ein Hinweis, den mein Gast Kristy Roschke uns mit auf den Weg gibt: Auf keins dieser Tools sollte der Mensch sich blindlings verlassen. Da schließe ich mich an. Aber als Denkanstoß und für eine erste Orientierung finde ich sie hilfreich.

Eine unglaublich (haha!) lange Liste mit Werkzeugen zum Überprüfen von Nachrichten und Beiträgen auf sozialen Netzwerken bietet die Journalist Toolbox. Unter den Tools sind zum Beispiel auch Prüfmöglichkeiten, ob Bilder aktuell sind oder wirklich von dem Ort, von dem sie angeblich sein sollen. Sehr beliebt zum Nachschlagen von seltsam erscheinenden Behauptungen ist Snopes – vielleicht weil dort dazu gleich eine ganze Geschichte erzählt wird.

Newsfeed Defenders ist ein Spiel, bei dem ihr (auf Englisch) üben könnt, Falschinformationen zu entlarven. Es stammt von Factcheck.org, das außerdem zusammen mit seiner Schwesterseite SciCheck jede Menge Faktenchecks veröffentlicht und auch Fragen annimmt.

Die “Habt ihr schon gehört?”-Beispiele vom Anfang des Podcast habe ich aus dem Google Fact Check Explorer, den ich mit Vorsicht nutzen würde – mir jedenfalls wird immer wieder schwindlig davon. Denn: Das Tool bombardiert mich mit Falschinformationen, von denen ich bislang nicht ahnte.

First Draft News arbeitet mit Redaktionen, Unis und sozialen Organisationen zusammen. In deren Abteilung Trainings findet ihr nicht nur ebensolche, sondern auch eine Liste mit Factchecking-Tools fürs Smartphone.

Der Media Bias/ Fact Check bewertet, wo eine Quelle politisch steht, wie sachlich und akkurat deren Berichterstattung ist. Ich nutze sie öfter mal als Startpunkt einer Recherche, weil sich dort auch viele obskure Quellen finden. Allerdings muss man das Suchfenster erst mal finden – die Website ist voller nerviger Werbung.

Der Newsroom Transparency Tracker zeigt, wie weit bekannte Nachrichtenmedien ihre Leser*innen wissen lassen, welchen ethischen und journalistischen Regeln sie folgen, wer ihre Besitzer*innen sind und so weiter.

Eine Fülle an Corona-Falschinformationen

Das Technology and Social Change Project am Shorenstein Center der Harvard Universität befasst sich mit Medienmanipulation – und das schließt soziale Netzwerke (social media) ein. Im Media Manipulation Casebook zeigen die Forscher*innen um Joan Donovan, wer und was hinter ganz verschiedenen Fälle von Medienmanipulation steckt – und mit welcher Taktik die Menschen da in die Irre geführt werden. Da hab ich mich übrigens bei der Aufnahme des Podcasts versprochen. Ich sag “Handbook”. Au weia. Als ob das eine Gebrauchsanweisung wäre!

In einem Kommentar in “Nature” äußert Joan Donovan im April 2020 ihre Meinung über Corona-bezogene Website-Domains und nennt Beispiele zur Verbreitung von Falschmeldungen zu diesem Thema.

Der Cybersecurity-Dienstleister Domaintools beobachtet den Wandel im Markt der Corona-Domains seit Dezember 2019 und veröffentlicht täglich aktualisierte Daten dazu. Im Frühjahr 2020 tun sich (anonyme) Computerfachleute und Freiwillige zur COVID-19 Cyber Threat Coalition zusammen, um neue Domains mit Corona-Bezug daraufhin zu untersuchen, was die Websites so vorhaben. Demzufolge kamen in Spitzenzeiten 5000 neue Websites pro Tag hinzu.

Ein Beispiel im Podcast ist ein berühmt-berüchtigtes Video. Die Behauptungen des „Plandemic“-Videos aus wissenschaftlicher Sicht erläutert das Magazin „Science“, das auch die Arbeit der angeblichen Expertin Judy Mikovitch veröffentlicht hatte und nun noch einmal beleuchtet. Eine ausführliche Analyse von „Plandemic“ hat Marianna Spring gemacht, eine Reporterin des britischen TV-Senders BBC, die auf Desinformation spezialisiert ist.

Kommt nicht im Podcast vor, empfehle ich aber als spannende Lektüre: Im März 2020 hat die NBC-Reporterin Brandy Zadrozny rausgefunden, wem wohl die Website coronavirus.com gehört (und wer sie auch gerne hätte).

Falschinformationen als Goldgrube

Eine Geschichte im Podcast dreht sich um den Alternativmediziner Joseph Mercola. Vielleicht glaubt er ganz fest an die Heilsversprechen, mit denen er seine Gesundheitsprodukte verkauft. Das ist ja sein gutes Recht. Allerdings bekommt er immer wieder Ärger mit den US-Behörden, denn in puncto Gesundheit stößt vollmundige Werbung an Grenzen. Hier könnt ihr zum Beispiel nachlesen, wie die FDA Mercolas Beschreibung seiner Vitaminpillen bewertet.

Wie das Geschäft von Joseph Mercola mit Impfgegner-Kampagnen in den USA verstrickt ist – aufgedeckt von Neena Satija und Lena H. Sun in der „Washington Post“.

Wie Anti-Impf-Websites ihren Besucher*innen das Geld aus der Tasche ziehen, zeigen Rory Smith, Liliana Bounegru und Jonathan Gray in diesem Artikel.

Vom Nachrichtentheater zur gefälschten Lokalzeitung

1938 machte der (damalige) Jungdramatiker Orson Welles mit seinem Radiostück “War of the Worlds” (“Krieg der Welten”) Furore. Es beruht auf einem viktorianischen Roman von H.G. Wells – und hört sich an wie eine Live-Schalte. Bei den Wikimedia Commons könnt ihr euch das im Original hören.

“Lansing Sun” und Konsorten: Was hinter gefälschten Lokalzeitungen im Internet steckt und wie das Tow Center for Digital Journalism an der Columbia-Universität ihnen auf die Schliche gekommen ist, könnt ihr in diesem detaillierten Report nachlesen.