Polizeigewalt und Protest – Rassismus ohne Ausweg?

Die US-Proteste nach der Tötung von George Floyd durch den Polizisten Derek Chauvin richten sich nicht bloß pauschal gegen Rassismus und Polizeigewalt. Es gibt konkrete Forderungen und Lösungsansätze, die manche Orte sogar schon erfolgreich einsetzen. Darum geht es in dieser Folge – und auch um Hintergründe für die Tat, die bis nach Europa reichen.

George Floyd wollte nur Zigaretten kaufen. Breonna Taylor war einfach bloß zu Hause. Stephon Clark war im Garten seiner Oma. Sie alle wurden von der Polizei erschossen. Das Problem ist nicht neu, die Proteste sind nicht neu – aber entsteht daraus jetzt etwas Neues?

Die Berichterstattung der großen US-Medien geht überwiegend von einem weißen Blickwinkel aus. Was hilft:

Lesen, was afroamerikanische Autor*innen schreiben.

Fünf Tipps:

Ideen und Forderungen, um Polizeigewalt zu beenden und Grundrechte für alle zu stärken

Wie so oft bei Demonstrationen: Viele Menschen auf der Straße, viele verschiedene Vorstellungen, wie das Problem gelöst werden soll. Auch bei den Organisationen sind die Forderungen vielfältig – zum einen, weil sie verschiedene Schwerpunkte haben, zum anderen, weil das Problem komplex ist. Beispiele:

Campaign Zero listet ganz viele unterschiedliche Ansatzpunkte zu Verbesserungen bei der Polizei – die Organisation nutzt Datenanalysen und wissenschaftliche Forschung, um solche Ideen zu bewerten. Mit #8CantWait präsentiert Campaign Zero jetzt acht konkrete Schritte, mit denen Bürgermeister*innen erwiesenermaßen die Polizeigewalt in ihren Städten verringern können.

Die NAACP verlangt unter anderem unabhängige Ermittlungen zum Tod von George Floyd und eine umfassende Polizeireform.

Black Lives Matter formuliert die Hauptforderung kurz und knapp mit dem Hashtag „DefundThePolice“. Auf Deutsch bedeutet das „Dreht der Polizei den Geldhahn zu“.

Zivile Gewaltprävention statt mehr Polizei? Ein Beispiel aus Chicago vom Magazin Mother Jones: Eine Gruppe von ehemaligen Gangmitgliedern verhindert Waffengewalt, vermittelt in Streitigkeiten – und kämpft neuerdings auch gegen die Ausbreitung von Covid-19.

Daten und Fakten zum Spezialproblem der Polizeigewalt

Die Police Shootings Database der „Washington Post“ zählt nicht nur Tote, sondern zeigt auch an, was wo passiert ist, meist mit Links zu Berichten aus Lokalzeitungen.

Wie die US-Bundesstaaten mit den Akten zu Polizei-Disziplinarverfahren umgehen, hat der Radiosender WNYC mit seinem Project Disciplinary Records untersucht und grafisch dargestellt.

Speziell zum Thema Strafjustiz in den USA könnt ihr euch beim Marshall Project informieren. Ein Beispiel: In welchen Punkten Polizeireformen in Minneapolis scheiterten, die nach dem Tod von zwei Afroamerikanern durch Polizeigewalt im Jahr 2016 angestoßen worden waren.
https://www.themarshallproject.org/2020/05/28/before-george-floyd-s-death-minneapolis-police-failed-to-adopt-reforms-remove-bad-officers

Auch ein Blickwinkel: Ein Bericht darüber, warum Polizeigewalt der Volksgesundheit schadet (und mit welchen Kosten) und wie Afroamerikaner derzeit von gleich zwei Gesundheitskrisen massiv stärker betroffen sind als Weiße.
https://qz.com/1862403/black-people-are-at-the-center-of-two-public-health-crises-in-the-us-covid-19-and-police-brutality/

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